Die Geschichte des Handwerks
Um zu wissen, ab wann die Menschheit Handwerker hervorbrachte, sollte man die Definition des Begriffes kennen. In dem Wort stecken „Hand“ und „Werk“. Handwerk ist die Produktion und Bearbeitung von Gegenständen und Stoffen, die mit einem großen Anteil an qualifizierter Handarbeit einhergeht: Ein selbstgebackener Kuchen, der etwas zu braun geraten und in der Mitte eingefallen ist, kann zwar lecker schmecken, ist aber keine Handwerkskunst. Auch entspricht eine Wand, an der die Tapete schief geklebt und fleckig gestrichen wurde, keiner qualifizierten Handarbeit. Eine Torte, die akkurat erstellt wurde, den meisten schmeckt, aber eigentlich zu schade zum Anschneiden war, zeigt, dass der Hersteller etwas davon versteht, solche köstlichen Kunstwerke herzustellen. Ebenso wird jemand, der einen Raum schnell und präzise tapeziert und geschmackvoll und gleichmäßig streicht, dies über Jahre gelernt haben.
Die ersten Berufe
In der Steinzeit waren die Menschen zunächst Sammler. Sie sammelten ihre Nahrung und die wenigen Gegenstände, die sie zum täglichen Leben brauchten. Als sie Jäger wurden, kam auch die Notwendigkeit dazu, nicht nur mit den Händen Dinge zu verändern, sondern Werkzeuge dazu verwenden zu müssen. Das waren zunächst Steine oder Äste, mit denen Tiere getötet und zerteilt wurden.
Im Laufe der Jahrtausende, in denen die Menschen immer mehr ausprobierten oder durch Zufall oder Beobachtung neue Möglichkeiten fanden, wurden beispielsweise aus Feuerstein Werkzeuge wie Klingen oder Pfeilspitzen geschaffen, Äxte aus Steinen, Ästen und Pflanzenfasern hergestellt oder mithilfe von Feuerstein, Zunderpilz und trockenem Reisig Feuer gemacht. So entstanden die ersten Berufe. Denn es gehörte Wissen dazu, Feuersteinknollen zu finden und zu wissen, wie diese bearbeitet werden mussten, um Klingen oder Faustkeile daraus zu schlagen. Diese Fähigkeiten wurden immer weiter verfeinert, aber auch an Nachfolger weitergegeben. Jeder lernte vom anderen, und wahrscheinlich tauschten sich die Feuersteinbearbeiter auf Treffen bereits über ihr Handwerk aus.
Auch Knochen wurden bearbeitet. Aus ihnen wurden ebenfalls Werkzeuge, wie Nadeln, Löffel oder Schaber, aber auch Schmuck hergestellt. Die Nadeln ermöglichten, Felle haltbar zusammenzunähen. Schmuck und andere Produkte dienten als Tauschware, um von benachbarten, aber auch entfernteren Sippen wiederum Dinge zu erhalten, die selber noch nicht hergestellt werden konnten.
Die Tradition des Handwerks
In der Bronze- und Eisenzeit kamen die metallverarbeitenden Handwerke auf, und die ersten Handwerke – wie der des Feuersteinbearbeiters – waren nicht mehr gefragt. Im Laufe der Zeit bis heute gab und gibt es immer wieder neue Handwerke, die entwickelt und weitergegeben werden, aber auch alte Handwerke, die nicht mehr ausgeübt werden und in Vergessenheit geraten.
Die Tradition der mehrjährigen Ausbildung, der Gesellenjahre und des Meistertitels als Krönung einer langwierigen Vorbereitung besteht seit hunderten von Jahren und wird auch weiterhin bestehen bleiben. Der Meistertitel berechtigt zur selbstständigen Führung eines Handwerksbetriebes und zur Ausbildung von Lehrlingen. Mittlerweile wurde diese Tradition in manchen Handwerken aufgeweicht, und man braucht für bestimmte Berufe nicht mehr unbedingt einen Meistertitel, um ein entsprechendes Gewerbe auszuüben. Aber es bestehen auch wieder Bestrebungen, hier zukünftig strenger zu verfahren und den Meistertitel wieder als Bedingung für die Selbstständigkeit in einem Beruf vorauszusetzen.